Der beste Klimaschutz ist und bleibt die Ressourcenschonung. Doch der Einsatz von Ressourcen in der Produktion ist noch immer viel zu hoch, um nachhaltig zu sein. Ein Teil des Lösungsansatzes findet sich im Remanufacturing, der Wiederaufarbeitung gebrauchter Produkte. Während in den USA und China die Refabrizierung schon einen festen Marktbereich belegt, steht sie in Europa noch am Anfang. Dabei könnte das Remanufacturing der Kern unternehmerischer Ressourceneffizienz werden. Der Begriff "Remanufacturing" stammt aus der Industrie und ist derzeit wenigen geläufig. Das dürfte sich in den nächsten Jahren ändern, denn Remanufacturing ist eine wachsende Branche. Damit bezeichnet wird der industrielle Prozess zur Instandsetzung von Produkten nach ihrem Nutzungszyklus. Oder anders ausgedrückt: Die Refabrikation oder Aufarbeitung ist die Wiederherstellung der Nutzbarkeit mit gleichwertigen oder gar höherwertigen Produkteigenschaften für eine erneute Verwendung. Der Vorteil: Für den Kunden bedeutet Remanufacturing volle Qualität bei kleinerem Preis, für den Hersteller ein vollwertiges Produkt bei wesentlich geringeren Herstellungskosten. Zudem werden Ressourcen, Energie und CO2-Emissionen eingespart.
Der schonende Umgang mit Ressourcen ist dringend nötig, vor allem in den reichen Industrieländern. So liegt zum Beispiel der deutsche Rohstoffverbrauch deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. Dies geht aus dem ersten nationalen Ressourcenbericht hervor, den das Umweltbundesamt vorgelegt hat. Demnach verbraucht jeder Einzelne statistisch gesehen jährlich mehr als 16 Tonnen Metall, Beton, Holz und andere Rohstoffe. Der Großteil davon besteht aus nicht nachwachsenden Rohstoffen wie fossilen Energieträgern, Mineralien und Metallerzen. Inzwischen ist Deutschlands Ressourcenverbrauch durch die höhere Effizienz beim Einsatz der Rohstoffe zwar rückläufig, doch der Rückgang erfolgt nicht schnell und umfangreich genug, um eine angemessene Umweltverträglichkeit zu erreichen. Mit einer weiteren Steigerung der Effizienz allein ist dies nicht umsetzbar.
Ein wichtiger Baustein in diesem Bemühen wird das Remanufacturing sein und ein Großteil der Rohstoffe könnten hierdurch künftig erhalten bleiben. Doch noch findet man das Verfahren zur Wiederaufarbeitung vor allem in der Autoindustrie, die rund zwei Drittel des Remanufacturing für sich verbucht. Der US-amerikanische Hersteller von schweren Nutzfahrzeugen Caterpillar etwa, arbeitet nach eigenen Angaben circa zehn Prozent der Bestandteile seiner Fahrzeuge wieder auf und hat das unternehmenseigene „Reman“-Programm zum Teil des Kerngeschäfts gemacht. In Deutschland steht der Automobilindustrie-Zulieferer Bosch an der Spitze - und deckt mit einem eigenen Reman-Programm mehrere tausend verschiedene Kfz-Ersatzteile ab. Warum bisher vor allem die Automobilindustrie Remanufacturing betreibt, hat mehrere Gründe: Erstens ist ein Fahrzeug kein Wegwerfprodukt. Zweitens besteht es aus Teilen, die einfach demontiert werden können. Drittens ist es normal, dass Fahrzeuge repariert werden, wenn etwas kaputt geht. Und zu guter Letzt gibt es durch Kfz-Teilehändler und Werkstätten eine funktionierende Infrastruktur, mit der der Warenfluss in zwei Richtungen organisiert werden kann.
Dass sich das Remanufacturing mit Blick auf die Umweltbilanz lohnt, erschließt sich aus einer Hochrechnung des Fraunhofer Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung. Demnach spart ein aufgearbeiteter Motor gegenüber einem Neuteil rund 37 Kilo CO2-Äquivalente ein. Bei einem Starter sind es neun Kilo, bei einem Turbolader 23 Kilo. Dass es sich zudem positiv auf die Produktionskosten auswirkt, beziffert eine Schätzung der EU: Im Vergleich zur Neuproduktion soll beim Remanufacturing die Menge der verwendeten Rohstoffe bei nur zehn bis 15 Prozent liegen, die mögliche Energieeinsparung hingegen bei 85 Prozent.
Das Remanufacturing ein wichtiger Faktor ist, hat auch die Politik erkannt. So hat der im Juni 2015 in Deutschland stattgefundene G7-Gipfel ausdrücklich das Remanufacturing und die Kreislaufwirtschaft als Schwerpunkt benannt, um die Ressourceneffizienz zu steigern. Ebenso aktiv beschäftigt sich die EU mit dem Thema und verweist auf USA und China, die beide bereits über eine Remanufacturing-Strategie verfügen. Um im Wettbewerb nicht ins Abseits zu geraten, hat sie das European Remanufacturing Network ERN ins Leben gerufen. Das Ziel: einen industriepolitischen Ansatz zu fördern, der neue Geschäftsmodelle etablieren, für Innovationen sorgen und zusätzliche Arbeitsplätze schaffen kann. Konkrete Unterstützung verspricht die EU Unternehmern zudem durch das Forschungsprojekt ResCoM (Resource Conservative Manufacturing). Dieses soll die Vorraussetzungen für den Wandel von linearen Geschäftsmodellen hin zu wiederverwertenden Geschäftsmodellen schaffen und den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft begünstigen. Aus Sicht der EU erhalten Unternehmen damit die Möglichkeit, die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen, die Ressourceneffizienz zu verbessern und die Produktionskosten zu senken. Aber bis eine wirtschaftsumfassende Kreislaufwirtschaft aufgebaut sein wird, ist es noch ein weiter Weg; auch wenn die Transformation längst begonnen hat.
Mehr Infos: VDI / ZRE Publikation - Ressourceneffizienz durch Remanufacturing
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